Die Bedeutung des Gastgewerbes
1846 gab es 74 Wirte und Kellner in Thun, die von Dutzenden von Hilfskräften unterstützt wurden, da die Nachfrage im Gastgewerbe und in der Hotellerie im Jahresverlauf stark schwankte. Die Hotels waren in den Sommermonaten häufig ausgebucht, im Winterhalbjahr war die Zahl der Angestellten deutlich kleiner. Zudem war die Tourismusbranche immer stark von der internationalen Wirtschaftslage abhängig und musste sich über die Jahre hinweg auf grosse Nachfrageschwankungen einstellen.
1905 hing in Thun jeder achte Arbeitsplatz vom Gastgewerbe ab. Neben den Hotels zählten auch alle Restaurants zu diesem Bereich. Damit spielte der Tourismus in der Stadt nur eine Nebenrolle. In Interlaken hingegen arbeiteten damals 43 Prozent der Beschäftigten in dieser Branche. Interessanterweise er- reichte Thun jedoch 1910 einen Spitzenwert bei der Versorgung mit Wirtshäusern. Damals gab es in der Stadt auf 111 Einwohnerinnen und Einwohner ein Gasthaus. In Interlaken lag dieser Wert bei 183, in der Stadt Bern bei 410. Der Spitzenwert Thuns ist jedoch nicht auf den Tourismus zurückzuführen, sondern auf die grosse Zahl von Soldaten, die in Thun ihren Dienst absolvierten und die Gasthäuser besuchten.59
Die Zahl der Gäste erreichte in Thun nie mehr denselben Stand wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bettenzahl verringerte sich von 1913–1969 um mehr als die Hälfte. In den 2010er-Jahren verzeichnete die Stadt etwas über 100 000 Logiernächte. Sowohl Interlaken als auch die Stadt Bern zählten sieben Mal mehr Übernachtungen und gehörten damit zu den zehn beliebtesten Schweizer Tourismusorten, Thun befand sich unter den besten 60.60
Das 1907 eröffnete Hotel Waldpark im Dorf Goldiwil oberhalb von Thun auf einer Postkarte, um 1910. Drei Hotels mit insgesamt 140 Betten präsentierten sich als Wintersportort: Schlittenfahrten, Skipisten und Skisprungwettbewerbe, die hier ab 1906 bis nach dem Zweiten Weltkrieg bei guten Schneeverhältnissen stattfanden, sollten die Gäste anziehen.