Der Waffenplatz nimmt Gestalt an
Die Entwicklung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde praktisch ausschliesslich von den Bedürfnissen der Eidgenossenschaft geprägt. Aus politischen Gründen ergab sich in den 1830er-Jahren ein Reformstau im militärischen Bereich. Sowohl bei der Ausbildung als auch betreffend Ausrüstung und Organisation der Armee bestanden erhebliche Mängel, sodass die Zentralschule während mehrerer Jahre nicht durchgeführt werden konnte. Mit der Revision der Militärorganisation von 1840 ging der Bund diese Probleme an. Dabei wurden die Spezialtruppen (Artillerie, Genie) deutlich vergrössert und die Militärschulen ausgebaut.8 Dementsprechend sah sich der Bund gezwungen, seine Ausbildungskapazitäten zu erhöhen. Ein anderes Problem, das diese Erweiterung nahelegte, war der Rückgang der Solddienste. In der Konsequenz fehlten erfahrene Offiziere, die nun in der Schweiz ausgebildet werden mussten.9 Daraufhin kaufte die Eidgenossenschaft der Burgergemeinde Thun 1841 einen Teil der Allmend ab, um diese zu einem Waffenplatz auszubauen. Damit war der Weg frei, auf dem Gelände Schiessversuche mit Artillerie durchzuführen. So entstand im Lauf der 1840er-Jahre ein Artillerie-Schiessplatz.10
Die Kaserne im Bau. Fotografie, um 1864. Die neue Kaserne verbesserte die Unterbringung der Soldaten markant. Ausserdem war sie der Auslöser für den Ausbau der Wasserversorgung auf dem Waffenplatz und in der Stadt.
Die nächsten Entwicklungsschritte hatten innenpolitische Gründe: Der Sonderbundskrieg zeigte deutlich, welche weiteren Mängel die Armee hatte. Das Verbesserungspotenzial betraf vor allem die Ausbildung der Offiziere sowie die Verwaltung und die Logistik.11 Mit der Verfassung von 1848 erhielt der Bund die Kompetenzen, in diesen Bereichen Abhilfe zu schaffen. Für Thun war von Bedeutung, dass die Eidgenossenschaft weitere Ausbildungsgänge übernahm und neu auch für einen Teil der Rüstungsbeschaffungen zuständig wurde. Schon vor der Verabschiedung der entsprechenden Gesetze im Jahr 1850 begann die Planung einer eidgenössischen Kaserne auf dem Areal des Waffenplatzes; das Geschäft verzögerte sich allerdings und die Kaserne entstand erst 1864/65.12 Auch die Gründung der Pferderegieanstalt im Jahr 1850 fällt in diese Periode.