Der Panzerkrieg von 1963/64
Im sogenannten Panzerkrieg von 1963/64 ging es weniger um Thun als um die umliegenden Gemeinden.86 Das Beispiel zeigt aber, wie man sich im Militärdepartement den Umgang mit den Gemeinden vorstellte. Mit der Beschaffung des Panzers 61 war die Zahl der Raupenfahrzeuge in Thun auf einige Hundert gestiegen und der Bund beabsichtigte, den Übungsplatz für diese Fahrzeuge im Westamt zu erweitern. Das Land gehörte bereits der Eidgenossenschaft, wurde aber von Pächtern bewirtschaftet. Diese erhielten zu Beginn der 1960er-Jahre die Kündigung, nutzten die Flächen aber weiterhin. Im September 1963 fuhren drei Panzer durch die eidgenössischen Pachtgüter und zerstörten Felder, Zäune und Drainagen.
Ein AMX Panzer der Schweizer Armee verursacht Landschäden auf dem gepachteten Land von Ernst Bieri in Amsoldingen, 3. April 1964.
Fotografie von E. Zürcher.
Die Bevölkerung war empört, bekam jedoch unerwartet Hilfe: Die Pächter hatten den Bund bereits früher darauf aufmerksam gemacht, dass sich ihr Land für Panzerübungen gar nicht eigne, weil es zu sumpfig sei. Die Armee schlug die Warnungen in den Wind. Kurz vor Ostern 1964 fuhren erneut drei Centurions über das Gut eines dieser Pächter und zerstörten dessen Kulturen. Dabei sank einer der Panzer bis zum Geschützturm im sumpfigen Boden ein, worauf ihn die beiden anderen mühevoll wieder herausziehen mussten.
So begann sich die Einsicht durchzusetzen, dass es eine andere Lösung brauchte. Eine Petition mit 2000 Unterschriften aus der Region Thun sowie die Intervention von Nationalräten, Gemeindepräsidenten sowie von Natur- und Heimatschutz führten zu Verhandlungen, an denen sich auch der Bundesrat und hohe Offiziere beteiligten. Obwohl die Armeevertreter auf ihrem Recht beharrten, fand man schliesslich einen Kompromiss: Die Panzerpiste wurde ausgebaut und beim Polygon baute der Bund die moderne Panzerausbildungs- anlage. Dafür verzichteten die Panzertruppen auf Fahrten durch landwirtschaftlich genutztes Land.
Ein Panzer vom Typ Universal Carrier T16, der auf dem Kulturland von Pächter Ernst Bieri eingesunken ist.
Amsoldingen, 3. April 1964. Fotografie von E. Zürcher.