Schützenwesen, Fechten, Kampfsport
Die älteste in Thun betriebene Sportart ist das Schiessen. Schon um 1500 gab es hier drei Schützengesellschaften. Die meisten Schützenvereine auf dem heutigen Gemeindegebiet entstanden jedoch erst im 19. Jahrhundert; die Feldschützen Gwatt etwa wurden 1834 gegründet, die Grütlischützen 1866 und die Schützengesellschaft Strättligen 1889. Wie die Turner sympathisierten die Schützenvereine mit dem liberal-nationalen Gedankengut. Sie versammelten sich alle paar Jahre an den grossen Eidgenössischen und Kantonalen Schützenfesten und entfalteten damit eine identitätsstiftende Wirkung im werdenden schweizerischen Bundesstaat. Wenn die Thuner Schützen mit ihren Fahnen von den Festen heimkehrten, wurden sie jeweils am Bahnhof Thun von der Stadtmusik, anderen Thuner Vereinen und der Bevölkerung festlich empfangen. Die Stadt Thun selbst war 1969 und 1995 Schauplatz des Eidgenössischen Schützenfestes. 1969 wurde die Grossschiessanlage Guntelsey in Betrieb genommen, wo 1974 eine Weltmeisterschaft im Schiessen stattfand. 1966 schlossen sich die neun Thuner Schützengesellschaften zu den Vereinigten Schützengesellschaften von Thun zusammen. Sie sind sowohl im Breiten- wie auch im Spitzensport aktiv und bilden weiterhin einen festen Bestandteil der Thuner Vereinslandschaft.20
Die Thuner Schützenordnung von 1535 erwähnte die Stadtschützen erstmals schriftlich.
Auf dieses Jahr verweist auch die Fahne der Thuner Feldschützengesellschaft aus dem Jahr 1887.
Im Lauf der letzten zwei Jahrhunderte siedelten sich diverse Anbieter von Kampfsportarten in Thun an. Um 1850 konnte man bei Fechtmeistern das Fechten lernen, spätestens 1853 fand im Falkensaal ein erster öffentlicher Fechtkampf statt. In den 1930er-Jahren gründete die Unteroffiziersgesellschaft Thun eine Fechtsektion, 1946 entstand ein unabhängiger Fechtklub, in dem die Männer das Säbel- und Degenfechten, die Frauen vorerst das Florettfechten, ab 1990 ebenfalls das Degenfechten pflegten.
1927 wurde der Boxclub Thun gegründet, der Boxmeetings organisierte, an denen sich die Thuner mit den Boxern anderer Städte massen. 1996 fusionierte er mit dem BoxClub Bödeli/Interlaken zum seither sehr erfolgreichen Boxteam Thun-Oberland (BTO). Die Thunerin Christina Nigg (geb. 1961) ist die Pionierin des Frauenboxens in der Schweiz: Bevor sie 1996 erstmals im Ring antreten konnte, musste sie beim schweizerischen Boxverband durchsetzen, dass auch Frauen eine Amateurlizenz erhielten. Asiatische Kampfkünste wie Judo, Karate-Do und Thaiboxen hielten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in der Region Thun Einzug.21